Mathematik gehörte schon immer zu den Fächern, die
mich weniger interessierten.
Im großen Zahlenmeer habe ich mich nur ungern über den geschützten Rahmen
meiner 1x1-Insel gewagt und wenn, dann nur mit Taschenrechner und Formelsammlung: die mathematischen Schwimmflügel aller
schiffbrüchigen des Zahlendampfers.
Mathematik ist knallhart. Lösungen sind richtig oder falsch. Einen Interpretationsspielraum gibt es nicht. Mathematik findet zudem immer Lösungen und wenn es nur die Feststellung ist, dass es keine Lösung gibt.
Mathematik ist fantasielos. Zahlen auf Papier sind und bleiben Zahlen auf Papier. Nicht mehr und nicht weniger. Metaebenen gibt es nicht.
Mathematik ist logisch und berechenbar. Es gibt keinen Ort für Überraschungen. Mit einem verhaltenen „Aha-Erlebnis“ muss man auskommen. Und selbst darauf warten viele ihr Leben lang vergebens…
Mathematik ist aufeinander aufbauend. Oder anders gesagt: Wer kein Fundament hat wird es niemals bis zum Dachstuhl schaffen. Es gibt keinen Ort für Spielereien, Träumereien oder freie Gestaltungsmöglichkeiten. Schluck die Formel oder lass es bleiben.
Doch dieser Blogeintrag soll keine Anklage an die
Mathematik sein, sondern ein Bericht darüber, wie sich manchmal Situationen in
Lebensformeln ausdrücken lassen – ein Bereich der Mathematik, der sogar mir
gefällt… :-).
Als Teil einer Familie oder auch mit seiner selbst
ausgesuchten Familie, seinen Freunden, kennt man das Phänomen, wie sich
Probleme plötzlich viel leichter lösen lassen, wenn man sie mit jemandem teilt,
darüber spricht, gemeinsam nach Lösungen sucht. So schwer manche Situationen
erscheinen mögen und uns gebückt gehen lassen – gemeinsam getragen kommt man zum Ziel.
Dies ist etwas, das ich auch hier in meiner
schwedischen Gastfamilie erleben darf und mir das Gefühl gibt, richtig
angekommen zu sein. Meine Gastfamilie hat einen Hund, den Samojeden Timoti. Er ist
seit 12 Jahren Teil der Familie und hat besonders meine Gastmutter Annika eine
lange Wegstrecke über begleitet. Nun ist er jedoch alt und krank.
Die Tierärzte haben beschlossen, dass er eingeschläfert werden soll.
Die Tierärzte haben beschlossen, dass er eingeschläfert werden soll.
Dies war selbstverständlich eine traurige Nachricht
für meine Gastfamilie. Auch Timoti selbst scheint zu spüren, dass er am Ende
seines Weges angekommen ist und baut Tag für Tag mehr ab. Die Kinder spielen im
Sandkasten Beerdigungen und spüren genau, dass etwas nicht in Ordnung ist. Es
ist ja so schwer von einem geliebten Teil seines Lebens, ob Mensch oder Tier,
Abschied zu nehmen! Auch ich, als inzwischen fester Bestandteil dieser Familie,
kann diese Traurigkeit mitfühlen.
Wir haben gemeinsam geweint und dabei erleben
können, dass dies einerseits eine noch tiefere, vertrautere Ebene im
Miteinander schafft und sich andererseits die Traurigkeit verringert. Geteiltes
Leid ist halbes Leid, weil plötzlich mehr da sind, die mit anpacken.
Freud und Leid liegen oft nah beieinander. Mit drei
kleinen Mädchen erlebe ich zudem täglich Freude. Diese zu teilen – mit den
Mädchen und den Eltern – lässt sie noch
größer und wundervoller werden.
Familie ist eine Einrichtung voller Wunder, ein Gefühl
von Zusammengehörigkeit und uneingeforderter Anteilnahme und Nächstenliebe.
Wie schön dies auch hier spüren zu können!
Glück x Glück = Glück²
Leid x Leid = ½ Leid
Leid x Leid = ½ Leid
Dies sind bereichernde und unglaublich kostbare
Gewissheiten, die ich auch Dir/Euch, liebe Leserinnen und Leser, mit in
Deine/Eure Lebenssituation geben möchte.
Macht etwas daraus und spürt, wie unbezahlbar menschliches Miteinander ist!
Macht etwas daraus und spürt, wie unbezahlbar menschliches Miteinander ist!