Wenn man sich für einen Auslandsaufenthalt
interessiert, dann gibt es eine Menge Hürden, die es zu überwinden gilt.
Alles beginnt mit der ersten Hürde – dem gedanklichen Sprung: Ausland – ja oder
nein?!
Was überwiegt:
Freudige Gespanntheit oder Unsicherheit?
Kribbeln im Bauch oder Kloß im Hals?
Vorfreude oder Angst?
Blick zum Horizont oder zufriedenes Umherblicken?
Sprung über den Tellerrand oder genüssliches „Weiterlöffeln“?
Nicht jeder kann diese Hürde nehmen!
Nicht jeder muss diese Hürde nehmen!
Hürden warten überall auf uns. Zufriedenheit ist die wichtigste Basis. Sich in
seinen Grenzen zu bewegen ist ehrlich und ehrenhaft. Diese Grenzen muss sich
jeder selbst setzen, austesten und durchaus auch darüber hinausgehen.
Auslandsaufenthalte können Grenzen aufzeigen, doch auch Herausforderungen im
gewohnten Umfeld bleiben immer noch das, was sie sind: herausfordernd!
Mich, meinen Körper, meine Persönlichkeit, meinen Charakter, meine Stärken und
Schwächen, meine Interessen, meine Art zu sein und zu leben, einen reflektierten
und ehrlichen Blick auf einen selbst zu bekommen, sich kennenzulernen, zu
akzeptieren und anzunehmen: Dies kann man überall und immer tun/lernen. Ein
Auslandsaufenthalt kann dabei unterstützend wirken, ist jedoch nicht zwingend
notwendig!
Keine Flucht, sondern eine Reise zu mir selbst! Keine Anonymität, sondern eine
Vertrautheit ohne vertrautes Umfeld!
Ist die erste Hürde erst einmal genommen, rückt der
Tag der Abreise immer näher. Wage ich den nächsten Sprung? Wird es ein Sprung
ins Ungewisse? Wie werden die ersten Begegnungen sein? Schaffe ich es nach
vorne zu springen, ohne meinen Blick zurück zu wenden? Was lasse ich zurück?
Familie, Freude, besonders geliebte Menschen…Lasse ich sie wirklich zurück,
oder sitzen sie nicht nur in der Loge und feuern mich an während ich Hürde für
Hürde nehme? Begleiten sie mich nicht bei jedem Sprung mit Blick, Zuspruch, Rat
und Tat?
Ist man erst einmal in einem neuen Alltag angekommen tauchen alte Hürden im
neuen Kontext auf. Herausforderungen des
Alltags, die nur ihren Standort gewechselt haben. Begegnungen, Organisation,
Verpflichtungen, Termine, Freizeit, und…und…und.
Trotzdem gibt es auch neue Hürden: Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und
Unsicherheiten – Hürden, die auf den ersten Blick besonders hoch zu sein
scheinen. Mut, Zuspruch und Selbstvertrauen lassen uns auch diesen Sprung wagen.
Und wenn wir ihn auch nicht schaffen, dann darf man auf ein Netzwerk aus
Familie, Freunden, Versen und Erinnerungen fallen: die Schutzmatte für Notfälle.
Man kann bei jedem Sprung nur gewinnen!
Manchen Herausforderungen muss sich jeder stellen
und Hürden nehmen, die auf unserem (Lebens)Weg stehen. Andere, die vielleicht
neben dem Weg oder an Abzweigungen stehen, können Möglichkeiten sein, um den
Weg in eine andere Richtung zu lenken, seine Grenzen zu spüren, ein Maß zu
finden. Sie müssen nicht genommen werden, doch machen uns besonders stolz und
reich, wenn wir zurückblicken.
Im Leben mit meiner Gastfamilie warten viele Hürden auf
mich, größere und kleinere. Manche davon tagtäglich und immer wieder. Gewisse Sprünge
prägen sich mit der Zeit ein, man lernt, wächst und nimmt die Hürde beim nächsten
Mal ganz selbstverständlich und ohne Probleme. Diese Hürden muss ich nehmen, um
Teil der Gastfamilie zu sein.
Andere Hürden habe ich mir selbst gesucht:
Herausforderungen in der Uni, neue Begegnungen in einem Kirchenchor und ein
Praktikum in der Kunsthalle Växjö sind nur drei Beispiele.
In der Kombination von „Pflichthürden“ und „Freizeithürden“
ist ein gutes Maß notwendig. Das habe ich durch meinen Aufenthalt gelernt: Auf
mich zu hören, „Nein“ sagen zu können und den Muskeln einen Moment der
Entspannung zu gewähren, bevor der nächste Sprung ansteht.
Und trotzdem:
Jeder Sprung ist eine Erfahrung.
Wer wagt gewinnt!