Sonntag, 15. September 2013

Studentin + Au-Pair = Linda in Växjö



Liebe Leserinnen und Leser,

bevor ich mit einem Bericht aus meiner Wahlheimat Växjö beginne, möchte ich meine Begeisterung darüber kundtun, wie international mein Leserkreis ist. Ich habe die Möglichkeit unter der Rubrik „Statistiken“ nachzusehen wie häufig meine Seite besucht wird und aus welchen Ländern das „Publikum“ stammt. Neben Deutschland und Schweden tauchen dort Länder wie die USA, Brasilien, Norwegen, England, Österreich, Dänemark und die Niederlande auf. Wow! Ich freue mich sehr, dass die Resonanz auf  meinen Blog so groß ist. Dann macht es gleich noch mehr Freude zu schreiben. 

Gute zwei Wochen lebe ich nun schon in Växjö. Um ehrlich zu sein kommt mir die Zeit viel länger vor. Ein neuer Alltag hat sich um mich herum gebildet, der mich täglich herausfordert und vor neue Aufgaben stellt. In meiner Gastfamilie erlebe ich einen intensiven Alltag. Ich freue mich sehr über die Möglichkeit in einer schwedischen Familie leben zu können. In einem Studentenwohnheim leben neben schwedischen vor allem internationale Studenten, sodass Gespräche hauptsächlich auf Englisch stattfinden. Um jedoch das Schwedische zu lernen, muss man in Kontakt mit Schweden kommen. In einer Familie mit kleinen Kindern ist man gezwungen Schwedisch zu sprechen und schnappt hier und da Formulierungen auf, die schnell in den eigenen Sprachgebrauch übergehen. Neben der Sprache gibt es so etwas wie eine Kultursprache für Verhaltensweisen, Symbole, Werte, Regeln und mehr. Auch die lässt sich nur im Umgang mit Schweden erfahren. Wie sieht ein Familienleben in Schweden aus? Wie gestaltet sich ein Alltag mit Kindergarten, Schule, Arbeit und Freizeitaktivitäten? Wann sind Essenszeiten? Welche Traditionen gibt es? Wie sieht die schwedische Esskultur aus? Dies, und vieles mehr, sind Fragen, auf die man am besten in einer schwedischen Familie Antworten erhält. 
 
Meine Gastfamilie besteht aus meinen Gasteltern Joel und Annika, den drei Mädchen Emilia (5), Alma (3) und Amanda (1) und dem Hund Timoti, einem Samojeden. Besonders die Mädchen sorgen immer dafür, dass Leben und Aktion in der Wohnung herrscht. Ich fühle mich in der Familie sehr herzlich aufgenommen und freue mich darüber, dass sie mich als neues Familienmitglied akzeptieren und Vertrauen zu mir gefunden haben. Der Umgang ist sehr offen, natürlich und angenehm. 

Euch interessiert sicherlich wie sich mein neuer Alltag konkret gestaltet. Deshalb ein kleiner Überblick:

6:00 Der Wecker klingelt zum ersten Mal. Ein ungläubiger Blick auf das Handy gefolgt von einer unbewusst gesteuerten Handbewegung, die den Wecker 5 Minuten weiter stellt.

6:05 Der Wecker klingelt zum zweiten Mal. Wie? Das waren doch nie im Leben 5 Minuten! Das muss ich gleich noch einmal ausprobieren!

6:09 Panisches Erwachen – habe ich verschlafen? Puh! Der Wecker klingelt erst in einer Minute.

6:10 Der Wecker klingelt zum dritten Mal. Och…es reicht ja wohl locker, wenn ich 10 Minuten habe um mich zu duschen, anzuziehen, Frühstück vorzubereiten, die Spülmaschine auszuräumen und die Kinder zu wecken. Achtung (!): Halbwache/ Halbschlafende haben eine andere Zeitrechnung.

6:20 Der Wecker klingelt zum letzten Mal. Na gut – wenn es denn unbedingt sein muss. Auf, auf, „Denna dagen ett liv“. Mal sehen was mich erwartet.

6:30 Das Frühstück ist vorbereitet, die Spülmaschine geleert und ich mache mich auf den Weg um die Kinder zu wecken. Geduscht wird dann eben später…

6:45 Alle sitzen am Frühstückstisch. Alle sind: Emilia, Alma, Amanda und ich. Mein Gastvater verlässt immer schon kurz vor 6 Uhr das Haus und meine Gastmutter arbeitet in regelmäßigen Abständen nachts und kommt dann erst gegen 8 Uhr zurück.

7:30 Wenn der Frühstückstisch in einem chaotischen Zustand ist und mindestens ein Milchglas umgeworfen wurde ist das Frühstück offiziell beendet. Alle müssen kurz durchs Bad und sich anziehen.

8:00 Meine Gastmutter kommt zurück, die Regenkleidung wird angezogen und die Kinder in ihre Dagis (Kindergarten) gefahren.

8:15-9:15 Ich beseitige die Frühstücksspuren, räume auf, mache die Betten, kümmere mich gelegentlich um die Wäsche oder ums Staubsaugen.

9:15-12:00 Ich bereite mich auf die Uni vor, erledige Aufgaben, organisiere Dinge, die parallel in Deutschland weiterlaufen.

12:00 Bei gutem Wetter laufe ich in die Uni. Dies ist ein Fußmarsch von 30-45 Minuten. Währenddessen kommt man durch schöne Wohngebiete und läuft ein kurzes Stück um einen See.




13:15-18:00 Neben einem Sprachkurs für ERASMUS-Studenten belege ich einen Kurs zum Thema „Kultur, Identität und Traditionen in Schweden“. Dieser deckt die Bereiche: Landschaft & Archäologie, Musik & Kunst, Religion & Geschichte ab. Die drei Themenbereiche werden nacheinander erarbeitet und nach ca. 4 Wochen mit einer Klausur abgeschlossen. Abschließend findet eine Projektarbeit zu einem selbstgewählten Thema statt, die mit einem Referat und einer schriftlichen Ausarbeitung präsentiert wird. Zudem wird ein Kurs für deutschsprachige Studenten angeboten, der sich „Fokus: Schweden“ nennt und sich den Fragen stellt, welches Bild wir Deutschen von Schweden haben und umgekehrt. Thematisiert werden die Bereiche: Politik, Bildung, Gesellschaft, interkulturelle Kommunikation und Wirtschaft. Normalerweise habe ich zwei Mal die Woche Uni.

Abends ~ 18:00 Die Familie ist beisammen und wir essen Middag, das Mittagessen wird in Schweden nachmittags/ abends gegessen.

Ab 19:30 Die Kinder sind im Bett. Häufig bringe ich eines der Kinder ins Bett. 

~ 20:00 Feierabend!!!

Dies war ein kleiner Einblick in meinen neuen Alltag.
Vielen Dank für Dein/ Euer Interesse!

Hälsningar aus Schweden!

1 Kommentar:

  1. Hej Linda! Anna gav mig länken till denna blog, och här får du din första kommentaren. Roligt skrivit och väldig interessant, gratulerar! ... men det er jo litt anstrengende for meg å skrive på svensk, så skal jeg fortsette på norsk. Håper at du vil fremdeles snakke det da du kommer tilbake, kanskje en ssslags bergensk-svensk blandning? :) Ønsker deg en kjempeflott tid i Emils land og mange gode erfaringer!

    Jonas

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